News vom 16.09.2003

Das Toll Collect-Kioskterminal zur manuellen Mautentrichtung für Fahrten mit dem LKW auf bundesdeutschen Autobahnen

Am 31. August 2003 begann der zweimonatige Testbetrieb des Toll Collect Systems zur kilometergenauen Abrechnung der auf bundesdeutschen Autobahnen von schweren LKW gefahrenen Kilometer. Erst im Anschluss sind ab dem 02. November die Gebühren tatsächlich zu entrichten.

Die Toll Collect GmbH entwickelte im Auftrag der Bundesregierung das erste elektronische Lkw-Mautsystem in Deutschland mit dem Ziel, ein kilometergenaues Abrechnungssystem zur Erfassung der Straßennutzungsgebühren für schwere in- und ausländische LkW ab 12 Tonnen zur Verfügung zu stellen.

Die von Toll Collect eingesetzte Technologie stellt eine Kombination aus dem klassischen GSM-Mobilfunk, der Satellitennavigation via GPS sowie der Infrarot-Erfassung dar. Sieht man von dem zusätzlichen Aufwand, der durch die System-Nutzung entsteht einmal ab, handelt es sich um ein per se nutzerfreundliches System, welches sich durch seine Flexibilität und eine weltweite Einsetzbarkeit auszeichnet. Angesichts der Tatsache, dass auch in anderen europäischen Ländern Gebühren für die Nutzung von Autobanen anfallen - und dieses nicht nur für LKW sondern auch für PKW - könnte dieses System im Falle der Übertragung auf andere europäische Länder sogar dazu beitragen, ein einheitliches europäisches Mautsystem aufzubauen.

Den Nutzern eröffnen sich grundsätzlich drei Zugangsmöglichkeiten zum Mautsystem:

  • die automatische Einbuchung durch ein eingebautes Fahrzeuggerät (die sogenannte On-Board Unit),
  • die manuelle Einbuchung über das Internet oder
  • die Nutzung eines der bundesweit installierten 3.500 Mautstellen-Terminals.

Auf die Einbuchung unter Nutzung der Mautstellen-Terminals soll im Folgenden näher eingegangen werden.

Die Einbuchung mittels Mautstellen-Terminals

Um sich mittels der Mautstellen-Terminals in das System einzubuchen stehen den Nutzern bundesweit ca. 3.500 Kioskterminals in der Nähe aller Autobahnauffahrten zur Verfügung. Sie sind platziert auf den größeren Autohöfen sowie Tankstellen innerhalb von Deutschland sowie im Grenzgebiet zu den europäischen Nachbarländern.

Das Toll Collect-Kioskterminal zur manuellen Mautentrichtung für Fahrten mit dem LKW auf bundesdeutschen Autobahnen 
										Das Mautstellen-Terminal
									(Quelle: Toll Collect GmbH)

Die Nutzung der Mautstellen-Terminals gestaltet sich relativ unkompliziert. Um den Nutzern die Bedienung des Terminals so einfach wie möglich zu gestalten, unterstützt die Kiosk-Applikation im Regelfall die Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch sowie Polnisch.

Die Eingabe der relevanten Fahrzeugdaten, des Starttermins der Reise sowie der mautfplichtigen Fahrtroute durch den Benutzer des Terminals erfolgt mittels des Touchscreens. Registrierte Nutzer können diesen Check-In-Vorgang durch die Einführung einer Fahrzeugkarte in ein integriertes Kartenlesegerät verkürzen. So werden die auf dieser Karte gespeicherten Informationen für den aktuellen Einbuchungsvorgang ausgelesen und ersparen die manuelle Dateneingabe. Auch lässt sich die Auswahl der anstehenden Route beschleunigen, indem sich auf der Fahrzeugkarte bis zu zehn Standardziele speichern lassen.

Aus den eingegebenen Daten errechnet das Kiosksystem die kürzeste Strecke innerhalb des mautfplichtigen Straßennetzes und visualisiert selbige auf dem Display. Sollte der Nutzer eine alternative Strecke präferieren, so erhält er die Möglichkeit zur manuellen Korrektur der Route.

Im Anschluss an die Bestätigung der Route wählt der Nutzer das präferierte Zahlungsmittel aus und  erhält nach erfolgter Zahlung einen gültigen Einbuchungsbeleg, welcher zur Fahrt auf der gebuchten Mautsrecke berechtigt. Auf diesem Einbuchungsbeleg finden sich die Fahrzeugdaten, die gebuchte Streckenführung, die Länge der Strecke, der Mautbetrag, eine 16-stellige Einbuchungsnummer sowie die Gültigkeitsdauer der Buchung.

Die Basisdaten des Toll Collect-Systems sowie der Terminal-Technologie im Überblick

Allgemeine Basisdaten:

  • Die Installationsbasis beträgt derzeit ca. 3.500 Mautstellenterminals
  • Es existieren sowohl indoor- als auch outdoor-Versionen
  • Die Lieferanten der Terminal-Technologie sind Höft & Wessel sowie NCR
  • Die Terminals stehen auf Tankstellen in der Nähe von Autobahnauffahrten. Einige Terminals sind auch auf Autobahnraststätten zu finden
  • Im Ausland stehen Terminals, wenn auf deutscher Seite eine Autobahn folgt

Die Ausstattung der Kioskterminals:

  • stabiles Standgehäuse
  • Touchscreen
  • PC
  • Kartenlesegerät
  • PIN-Pad
  • Freisprecheinrichtung
  • Belegdrucker
  • Log-Speicher

Erste Nutzungsdaten zum Mautsystem

Der kostenfreie Probebetrieb des Lkw-Mautsystems wurde in Deutschland am 31. August 2003 gestartet. Die ersten LKW-Fahrer haben sich bereits in der Nacht vom Sonntag zu Montag sowie am Vormittag des 01. Septembers 2003 am Probebetrieb beteiligt. Bis 11.00 Uhr waren bereits 1.500 Probebuchungen an den Mautstellen-Terminals sowie über 300 Probebuchungen im Internet zu verzeichnen. Etwa 30.000 On-Board Units buchten sich online in das System ein. Um den LKW-Fahrern die Nutzung des Systems nahe zu bringen und offene Fragen zu klären sind an Raststätten, Autohöfen und an den Grenzübergängen Info-Teams postiert. Die ersten Erkenntnisse aus der Sicht von Toll Collect zeigen, dass das System grundsätzlich stabil arbeitet. Jedoch ergeben sich aus dem Zusammenspiel der Systemkomponenten Probleme, die im Laufe der Probephase noch zu beseitigen sind. Insbesondere die On-Board Units zur automatischen Buchung der Strecke haben sich bei zahlreichen Installationen in den LKW als Problemfall erwiesen.

Andere Stimmen aus Wirtschaft und Politik halten eine Einführung der Maut zum 02. November aufgrund serienweiser Ausfälle der On-Board-Units dagegen zunehmend für unwahrscheinlicher. Der Vizepräsident des Bundesverbandes Güterverkehr, Logistik und Entsorgung, Hans Wormser, konstatiert gar “ein fürchterliches Chaos”. So sei Toll Collect für Reklamationen kaum erreichbar. Auch sei die Ausrüstung der LKW mit den On-Board Units aufgrund Lieferungsengpässen ins Stocken geraten.

Dr. Lars Fischer