News vom 04.09.2003

Bezahlung per Terminal: Transaktionsabwicklung am Kioskterminal mittels der GeldKarte

Im Jahre 1996 begann die Implementierung des GeldKarten-Chips in die EC-Karten mit Mikrochips. Bereits im Jahre 2003 verfügen in Deutschland bereits etwa 62 Millionen Menschen über diese einfache und bequeme Möglichkeit zur Abwicklung von Transaktionen, welche problemlos auch in Kioskterminals zum Einsatz gelangen kann. Dies soll als Anlass genommen werden, um über die GeldKarte zu informieren und einen Blick auf die Transaktionsabwicklungen zu werfen.

Der primäre Vorteil bzw. das primäre Anliegen der GeldKarte für den Nutzer besteht darin, dass selbiger statt einer Vielzahl kleinen und in der Summe schweren Münzgeldes mit sich führen zu müssen, Bezahlvorgänge bargeldlos über den GeldKarten-Chip abwickeln kann. Akzeptiert wird die GeldKarte bereits nicht nur in Geschäften sondern vielerorts auch an klassischen Automaten sowie Kiosksystemen. Selbst im Internet beginnt sich die GeldKarte durchzusetzen. Im Handel erhältliche Smart-Card-Reader tun ein übriges, um die Diffusion der GeldKarte voranzutreiben, da sie ein Aufladen des GeldKarte-Chips über das Internet ermöglichen. Doch nun zu den Potenzialen im Einzelnen:

Grundlegendes zur GeldKarte

Bei der GeldKarte handelt es sich um eine von der deutschen Kreditwirtschaft herausgebende elektronische Geldbörse in Form eines in Kredit- respektive Debit-Karten implementierten Chips. Der Maximalbetrag, bis zu welchem sich die GeldKarten jeweils aufladen lassen, beträgt 200 Euro. Mit der Höhe dieses Betrages wird auch die Anlegung der GeldKarte als Zahlungsmittel für Kleinbeträge deutlich. Als primäre Einsatzgebiete lassen sich beispielsweise die Bezahlung im stationären Einzelhandel, im öffentlichen Personennahverker, von Parkscheinautomaten sowie die bereits im Rahmen des Kioskspecials vorgestellte Bezahlung an Zigarettenautomaten aufführen.

Die Aufladung der GeldKarte erfolgt für den Kunden einfach, bequem und anonym ohne PIN-Eingabe über Geldautomaten, über Ladeterminals oder auch von Zu Hause aus per Kartenlesegeräte über das Internet.

Möchte ein Kunde beispielsweise eine Ware in einem Geschäft erwerben und den geforderten Preis mittels der GeldKarte begleichen, so profitiert auch das Unternehmen von der Zahlung per GeldKarte, da die Zahlung per GeldKarte mindestens so sicher ist, wie diejenige mit Bargeld sowie da auch die zum Teil erheblichen Kosten für das Handling das Bargeldes entfallen. Darüber hinaus fallen bei der Zahlung per GeldKarte keine hohen Gebühren an, wie dies bei manch anderen bargeldlosen Zahlungsarten der Fall ist.

Durch die Speicherung zusätzlicher Applikationen auf der GeldKarte wie z.B. Bonusprogrammen, elektronischen Fahrscheinen, Eintrittskarten oder auch einer digitalen Signatur ist zu erwarten, dass die GeldKarte (trotz eines nicht zuletzt aus Gürnden sub-optimalen Marketings misslungenen Starts) zukünftig weiterhin an Bedeutung gewinnen wird.

Der technische Hintergrund der GeldKarte

Die Hardware des GeldKarten-Chips besteht in erster Linie aus einem eigenständigen Prozessor, dem Speicher sowie dem Betriebssystem. Der Krypto-Controller verfügt über 512 Byte RAM, 8 Kilobyte EEPROM sowie 32 Kilobyte ROM. Der Prozessor kann mit seinem 16 Bit breiten Datenbus maximal 64 Megabyte adressieren. Dies sollte ausreichend sein, um auch anspruchsvolle Applikationen auf der GeldKarte zu implementieren.

Die durch die Auf- bzw. Entladung des GeldKarten-Chips entstehenden Änderungen an den Daten werden im EEPROM gespeichert. Das Betriebssystem befindet sich im ROM des GeldKarten-Chips.

Die auf der GeldKarte gespeicherte (und modifizierbare) Applikation lässt sich als Programm vorstellen, welches unter dem Betriebssystem ausgeführt wird.

Um die Sicherheit der Daten zu gewährleisten und Manipulationsversuchen zu widerstehen ist ein ausgeklügeltes System aus fünf miteinander kombinierten Sicherheitsmechanismen entwickelt worden. Ein physikalischer Sicherheitsmechanismus soll die Hardware des GeldKarten-Chips vor bewussten Manipulationsversuchen schützen. Ein logischer Sicherheitsmechanismus erlaubt ausschließlich Zugriffe auf auf dem GeldKarten-Chip gespeicherte Daten über das zum gegenwärtigen Zeitpunkt als “sicher” bewertete Betriebssystem. Als weiteres Sicherheitssystem fungiert das Dateisystem, dessen Relevanz insbesondere aus der Speicherung der Transaktionen respektive Geldbeträge in Dateien erfolgt. Der Zugriff auf diese Dateien erfolgt über festgelegte Zugriffsrechte. Als Kryptographieverfahren gelangen die symmetrischen Verfahren DES und Triple-DES zum Einsatz. Die GeldKarte ermöglicht jedoch nicht nur die Verschlüsselung der auf ihr gespeicherten Daten, sondern darüber hinaus auch die elektronische Signatur, wofür als asymmetrisches Verfahren grundsätzlich RSA prädestiniert ist.

Die Nutzung der GeldKarte

Zur Zeit sind derzeit bereits ca. 62 Millionen Karten mit der GeldKarten-Funktionalität im Umlauf. Dieser Zahl stehen etwa 100.000 Händlerterminals gegenüber, an welchen sich mittels GeldKarte Transaktionen tätigen lassen. Die folgende Tabelle verdeutlicht die kontinuierlich steigende Nutzung der GeldKarte:

Bezahltransaktionen mit der GeldKarte in Mio.

Jahr Bezahltransaktionen mit der GeldKarte in Mio.
1997 4,2
1998 13,6
1999 20,7
2000 26,6
2001 29,4
2002 35,9

Quelle: EURO Kartensysteme GmbH, ZKA

Die zunehmende Diffusion der GeldKarte manifestiert sich ebenfalls in einer steigenden Anzahl an Ladetransaktionen des GeldKarten-Chips. Wurden die GeldKarten-Chips im Jahr 1997 lediglich 1,6 Millionen Mal aufgeladen, so erfolgte die Aufladung der Chips im Jahr 2002 schon 4,4 Millionen Mal. Die steigende Anzahl an Ladetransaktionen stellt die folgende Tabelle zusammenfassend dar:

Ladetransaktionen mit der GeldKarte in Mio.

Jahr Ladetransaktionen mit der GeldKarte in Mio.
1997 1,6
1998 2,4
1999 3,1
2000 3,7
2001 3,7
2002 4,4

Quelle: EURO Kartensysteme GmbH, ZKA

Im Laufe der Jahre hat sich deutlich herauskristallisiert, dass die Nutzer das primäre Einsatzfeld der GeldKarte im Begleichen eher geringerer Beträge sehen. So sank der Wert der durchschnittlichen Bezahltransaktion von 11 Euro im Jahr 1997 kontinuierlich auf 2 Euro im Jahr 2002. Die nachstehende Tabelle gibt die Entwicklung wieder:

Durchschnittsbeträge der Bezahl-Transaktionen der GeldKarte in Euro

Jahr Durchschnittsbeträge der Bezahl-Transaktionen der GeldKarte in Euro
1997 11
1998 7
1999 4
2000 3
2001 2
2002 2

Quelle: EURO Kartensysteme GmbH, ZKA

In den vergangenen Jahren hat sich die GeldKarte vor allem im Automatenbereich bundesweit flächendeckend als alternatives, bequemes und schnelles bargeldloses Zahlungsmittel etabliert. In über 400 Städten in ganz Deutschland wird die elektronische Geldbörse zur Bewirtschaftung des Parkraumes akzeptiert. Auch können die Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs in mehr als 300 Städten den Service der bequemen GeldKarte-Zahlung in Bussen und Bahnen, an Fahrscheinautomaten oder auch in Verkaufsstellen nutzen.

Einsatzbeispiele der GeldKarte

Seit Ende 2001 setzt die Deutsche Post AG in zunehmendem Maße zur Steigerung ihres Produkt- und Dienstleistungsportfolios auf die GeldKarte. So können die Kunden bundesweit in ca. 13.000 Filialen und an ca. 6.000 Briefmarkenautomaten seitdem per GeldKarte bezahlen. Auch erfolgt weiterhin der Ausbau der Einsatzmöglichkeiten für die GeldKarte an den Packstationen, über welche an anderer Stelle im Kioskspecial bereits sehr ausführlich berichtet wurde.

Auch die Deutsche Telekom AG setzt seit Ende 2002 im Bereich der öffentlichen Telefonie auf den Einsatz der GeldKarte. So akzeptiert beispielsweise der öffentliche Fernsprecher der zweiten Generation, die “TeleStation”, nicht nur Münzen und die Telefonkarte sondern auch die GeldKarte. Der “Telekiosk” als dritte Generation ist kaum mehr als einfacher öffentlicher Fernsprecher zu bezeichnen. Er offeriert nicht nur den Grundnutzen der Telefonvermittlung zwischen zwei Personen, sondern er bietet ein Kioskterminal mit Bildschirm, von welchem aus Telefonate geführt, die Weiten des Internet abgesurft sowie E-Mails, SMS und Faxe versendet werden können. Angesichts dieses Funktionsumfanges erscheint es schon selbstverständlich, die GeldKarte als Zahlungsoption vorzufinden.

Auch der Tabakwarenhandel setzt nicht zuletzt aufgrund geänderter rechtlicher Rahmenbedingungen auf den Einsatz der GeldKarte. So müssen sich ab dem 1. Januar 2007 Raucher, die am Automaten Zigaretten ziehen möchten, vor jedem Kauf mit der GeldKarte legitimieren. Das GeldKarte-Modul prüft dann das auf dem Chip aufgebrachte Jugendschutzmerkmal. Nur wer bereits 16 Jahre alt ist, kann Zigaretten am Automaten erwerben. Bezahlen können die Kunden wahlweise mit dem Guthaben auf ihrem GeldKarte-Chip oder wie bisher mit Münzen. Bis Ende 2006 werden rund 600.000 Zigarettenautomaten mit den GeldKarte-Lesegeräten ausgestattet sein, um den Vorschriften des neuen Jugendschutzgesetzes Genüge zu tun.

Weitere Einsatzpotenziale ergeben sich durch die Realisierung von Bonus-Programmen sowie elektronischen Tickets auf dem Chip der GeldKarte. Diese Potenziale zu diskutieren würde allerdings den Rahmen dieses Artikels bei weitem sprengen.

Insgesamt lässt sich somit feststellen, dass die GeldKarte als Zahlungssystem sowohl für den Nutzer als auch die Akzeptanzstelle deutliche Vorteile aufweist. Diese sollen abschließend an dieser Stelle kurz zusammengefasst werden:

Vorteile für den Nutzer der GeldKarte:

  • hohe Verbreitung der GeldKarte bei den Nutzern
  • die GeldKarte bietet anonymes Aufladen und Bezahlen von Waren und Dienstleistungen aller Art
  • die Aufladung der GeldKarte kann auch einfach und bequem von Zuhause per Internet erfolgen
  • die Nutzung der GeldKarte kann sowohl Online als auch Offline erfolgen
  • es handelt sich um ein sicheres Zahlungsmittel

Vorteile für die Akzeptanzstelle der GeldKarte:

  • ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis unter den verschiedenen bargeldlosen Bezahlverfahren
  • die Abwicklung der Zahlungstransaktion ist einfach und bequem
  • die Zahlung des Rechnungsbetrages ist gewährleistet
  • es ist keine Online-Autorisierung zwingend erforderlich
  • der Rechnungsbetrag wird innerhalb kurzer Zeit dem Konto der Akzeptanzstelle gutgeschrieben
  • den steigenden Kosten für das Bargeldhandling wird entgegengetreten
  • sowohl die Hardware als auch die Software bieten ein ausreichendes Maß an Sicherheit

Möchte man dennoch nach dem sprichwörtlichen Haar in der Suppe suchen, so mag man es in den technisch überholten symmetrischen Verschlüsselungsverfahren DES und Triple-DES finden. Jedoch scheint eine hochperformante Integration von RSA zur Verschlüsselung der Daten auf dem Chip momentan noch nicht realisierbar zu sein. Dies sollte jedoch nur eine Frage der Zeit sein, bis die entsprechenden technischen und finanziellen Ressourcen vorhanden sind.

Die Potenziale sowie die Vorteilhaftigkeit der GeldKarte als Zahlungsmittel liegen somit insgesamt auf der Hand und bedürfen keiner näheren Erläuterung. Letztendlich entscheidend für den Erfolg der GeldKarte ist jedoch die Akzeptanz dieses Zahlungsmittels bei den Kunden und Akzeptanzstellen. Da die Nutzung der Geldkarte - wie oben geschildert - kontinuierlich zunimmt ist zu erwarten, dass die GeldKarte voraussichtlich einen - wenn auch verspäteten - Durchbruch als Zahlungsmittel erfahren wird. Diesen sollten auch die Betreiber von Kiosksystemen rechtzeitig erkennen und bei Bedarf entsprechende Funktionalitäten in ihren Kiosksystemen vorsehen.

Dr. Lars Fischer