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News vom 21.07.2003
Computer der Zukunft und deren mögliche Auswirkungen auf den Einsatz von Kiosksystemen
Die seit Anfang der sechziger Jahre festzustellenden Fortschritte auf dem Gebiet der Hard- und Software-Technologie werden sich auch zukünftig ungebremst fortsetzen. Dies führt aufgrund der verbesserten (Fertigungs-)Technologie sowie des an Intensität weiter gewinnenden Wettbewerbs nicht nur zu preiswerteren Rechnerarchitekturen, sondern auch zu komplexeren Systemen, welche sich zukünftig vermehrt an den Belangen des menschlichen Lebens ausrichten und somit “organischer” werden.
Sei es nun am Point Of Sale, am Point of Information, Zuhause oder im Büro - Nutzer von Kiosksystemen bzw. allgemein von Computern müssen sich derzeit noch an die Bedingungen der Hard- und Software anpassen. Aufgrund der tiegfreifenden technologischen Entwicklung ist jedoch damit zu rechnen, dass sich Computer zukünftig vermehrt an den Bedürfnissen des Menschen orientieren und somit “organischer” werden.
Die Gesellschaft für Informatik und die Informationstechnische Gesellschaft im VDE haben sich im Rahmen des Positionspapiers “Organic Computing” mit der zukünftigen Computer- und Systemarchitektur auseinander gesetzt und diesbezügliche allgemeine Zukunftsszenarien entworfen. Organische Computer werden dabei als selbstorganisierende Systeme definiert, welche sich den jeweiligen Umgebungsbedürfnissen dynamisch anpassen. Diese organischen Computer sind selbst-konfigurierend, selbst-optimierend, selbst-heilend und selbst-schützend. Es ist somit offensichtlich, dass derartige Systeme erheblich flexibler und autonomer einzusetzen sind, als die bisher zum Einsatz gelangenden.
Für den Einsatz organischer Computer lässt sich eine Vielzahl sinnvoller Anwendungsszenarien entwickeln. Für den Einsatz organischer Computer als Kiosksysteme ist insbesondere deren Einsatz im Rahmen eines “Smart Warehouse” sinnvoll.
Intelligente Warenhäuser können sowohl ganze Sortimente als auch einzelne Artikel erkennen und überwachen. Bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind mobile Geräte in der Lage, über Transponder - respektive der RFID-Technologie - mit auf Produkten angebrachten elektronischen Etiketten zu kommunizieren. In nicht all zu ferner Zukunft werden Regale, Produkte, Einkaufswagen und elektronische Einkaufszettel miteinander kommunizieren, um den Kunden basierend auf individuellen Einkaufsprofilen Angebote zu unterbreiten. Auch lässt sich automatisch der Inhalt eines Einkaufswagens ermitteln, um somit die Kunden auf noch fehlende Produkte hinzuweisen. Durch die Speicherung des Standorts des jeweiligen Produktes in Form elektronischer Laden-Layoute (wie dies beispielsweise für Wegeleitsysteme derzeit geschieht) ist es auch möglich, den Kunden den Weg zu den entsprechenden Produktplatzierungen zu weisen.
Weitere Vorteile des Einsatzes dieser neuen Technologien bestehen sowohl für den Endverbraucher als auch für den Handel darin, dass sich prinzipiell die gesamte Logistikkette eines Produktes digital abbilden lässt. Dieses mag zwar auf den ersten Blick theoretisch klingen, doch die möglichen Auswirkungen auf die Praxis sind erheblich. So sind RFID-Chips je nach Programmierung grundsätzlich in der Lage zu erkennen, ob beispielsweise die Kühlkette eines tiefgefrorenen Produktes zu einem beliebigen Zeitpunkt zwischen Herstellung und dem Verkauf an Endkunden unterbrochen wurde. Auf die Beiträge von auf Produkten angebrachter RFID-Chips zur Vermeidung bzw. Reduzierung von Ladendiebstahl soll an dieser Stelle nur verwiesen werden.
Die Mensch-Maschine-Schnittstelle der Zukunft weist ein hohes Maß an Flexibilität, Anpassbarkeit und Kontextsensitivität auf, wobei im Gegensatz zum derzeitigen Einsatz von Computern eine Anpassung des Computers an die Bedürfnisse des Menschen zu erwarten ist.
Die Bedienung der Computer sowie die Navigation durch die Applikationen wird zukünftig weitgehend intuitiv mittels Touchscreen, Gesten- und Spracherkennung erfolgen. Durch die Kommunikation der am Point Of Sale installierten stationären Terminals mit PDAs der Kunden lassen sich die Angebote derart filtern, dass nur noch diejenigen Informationen den Kunden erreichen, welche mit seinem persönlichen Kundenprofil korrespondieren. Es liegt auf der Hand, dass derartige kontextsensitive Filterungsmechanismen einen immensen Beitrag zu leisten vermögen, um die bisherige weit über 90% betragende Informationsüberlastung der Verbraucher deutlich zu reduzieren. Der Grundaufbau der Kiosk-Applikationen, insbesondere das Layout, wird für die verschiedenen Kiosk-Nutzer vermutlich identisch sein. Allerdings ist denkbar, dass sich die Menüführung und die angezeigten Menüpunkte der Applikationen auf das Nutzungsprofil des Kunden individuell einstellen. Die Kiosksysteme der Zukunft sollten somit über ein sehr ausgeprägtes Maß an Individualisierung und Personalisierung verfügen.
Dr. Lars Fischer