News vom 08.04.2003

Basiswissen: Optimierte Sicherheit und innovative Möglichkeiten: Der SECCOS EMV-Chip auf der MasterCard

Kartenausgebende Banken und Sparkassen stehen in Form der Migration des Magnetstreifens hin zum sicheren EMV-Chip  vor einer großen Herausforderung. Eine herausragende Bedeutung ist in diesem Zusammenhang insbesondere der Verbesserung der Sicherheit von MasterCard Kreditkartentransaktionen und damit verbunden der Reduzierung von Risikokosten beizumessen. Anlass genug, einen Blick auf das Basiswissen zur optimierten Sicherheit und innovativen Möglichkeiten des SECCOS EMV-Chips zu werfen.

EMV stellt einenn gemeinsamen globalen Standard der internationalen Zahlungssysteme für chipgestützte Debit- und Credit-Zahlungen dar.

Veränderte Haftungsregeln ab 2005

Um die Einführung des EMV-Chips zu fördern, hat MasterCard ab dem 01.01.2005 in Europa eine Haftungsumkehr beschlossen. Das bedeutet, dass die Haftung von Zahlungen mit gefälschten Kreditkarten ab diesem Termin jeweils bei der Stelle liegt, die den neuen Standard noch nicht unterstützt, So haftet der Händler, wenn er sein Terminal noch nicht umgerüstet hat, es aber zu missbräuchlichen Zahlungen mit gefälschten Karten kommt, die bereits mit einem EMV-Chip ausgestattet sind.

Der Kartenemittent haftet für missbräuchlich Transaktionen mit Kartenfälschungen, wenn er seine Karten noch nicht mit dem EMV-Chip ausgerüstet hat, die Karte aber auf eine EMV-fähiges Terminal trifft.

Hohe Flexibilität

Mit der Einführung der Chiptechnologie auf Kreditkarten ist aber nicht nur eine Verbesserung der Systemsicherheit verbunden. Der Chip auf der Karte eröffnet vielfältige innovative Anwendungsmöglichkeiten, die über das reine Bezahlen hinausgehen. Die deutsche Kreditwirtschaft hat hierzu bereits frühzeitig mit dem SECCOS Chipkartenbetriebssystem die geeignete Plattform geschaffen, die es erlaubt, neben der reinen Zahlungsanwendung eine Reihe zusätzlicher Anwendungen flexibel zu unterstützen.

Reduktion von Risikokosten

Die Betrugskennzahlen für MasterCard in Deutschland, die sich durch den Einsatz von EMV signifikant reduzieren lassen, sind:

  • Kartenfälschung (Totalfälschungen und Kartenduplikate)
  • Einsatz gestohlener / verlorener Karten
  • Betrug im Bereich Internet / Mailorder-Missbrauch

Vielfältige Zusatzanwendungen mit dem SECCOS EMV-Chip

Für kartenausgebende Institute eröffnet die Ausstattung ihrer MasterCard mit einem SECCOS EMV-Chip eine Vielzahl neuer produktpolitischer Möglichkeiten. Dabei steht die Zahlungsanwendung auf der MasterCard mit Chip im Mittelpunkt. Mit dem Chip auf der Karte wird es möglich, die Risikoparameter beim Einsatz der Karte effizienter und detaillierter zu steuern.

Offline-Transaktionen werden sicherer und das kartenausgebende Institut kann steuern, unter welchen Umständen die nächste Online-Authorisierung notwendig ist. Die Einsatzmöglichkeiten des Chips auf der Karte sind aber nicht auf das Bezahlen an der Ladenkasse beschränkt. Sichere Zahlungen im Internet und eine Vielzahl von attraktiven zusätzlichen Dienstleistungen können mit dem Chip sicher und einfach abgewickelt werden. Selbstverständlich lässt sich der SECCOS EMV-Chip auch zur Abwicklung von Transaktionen über Kiosksystemen verwenden. Über implementierte Marktplatzfunktionalitäten lassen sich weitere Potenziale zur Kundenbindung zur Steigerung des Nutzens sowohl bei Terminals einsetzenden Unternehmen als auch bei den die Kiosksysteme nutzenden Endkunden erschließen.

Sicheres Bezahlen im Internet

EMV in Verbindung mit dem globalen MasterCard SecureCode-Standard ermöglicht das sichere Bezahlen im Internet. Mit der EMV-Chipkarte kann auch im Internet sichergestellt werden, dass Zahlungen immer nur vom Karteninhaber selbst veranlasst werden können. Dem Missbrauch von Kreditkartendaten im Internet kann so wirkungsvoll ohne zusätzliche Kunden-Authentifikationsinstrumente speziell für das Internet begegnet werden.

MasterCard SecureCode führt ein neues Datenfeld beim Händler ein: “UCAF” - Universal Cardholder Authentification Field”. Damit ist MasterCard SecureCode eine sehr einfach einzubindende Technologie. Für Online-Händler bedeutet dies, dass sie in ihren Internet-Shops in Zukunft alle globalen Zahlungssysteme auf der Grundlage eines einheitlichen technischen Standards abwickeln können. UCAF dient dazu, Authentifikationsinformationen des Karteninhabers zur Überprüfung an eine vom kartenausgebenden Institut bestimmte Stelle weiterzuleiten.

Zur Authentifikation des Karteninhabers kann dabei auf die EMV-Chipkarte zurückgegriffen werden. Für den Karteninhaber bedeutet dies, dass Zahlungen im Internet genauso einfach abgewickelt werden, wie an der Ladenkasse. Für Zahlungen im Internet gelten ab sofort dieselben Sicherheitsstandards wie am Point of Sale, wodurch Missbrauch wirkungsvoll verhindert wird.

Chipbasierte Authentifikation

Der SECCOS EMV-Chip auf der Kreditkarte kann nicht nur zur Authentifikation von Zahlungen im Internet und am Point of Sale verwendet werden, sondern bietet auch weitere Absicherungsmöglichkeiten, z.B.:

  • Die Zustellung von Kreditkartenabrechnungen bzw. Kontoauszügen über personalisierte Internetseiten macht eine Authentifikation des Kunden erforderlich. Auch hierfür kann die EMV-Chipkarte genutzt werden. Durch den Verzicht auf den Ausdruck und den Versand von Kreditkartenabrechnungen bzw. Kontoauszügen kann ein enormes Einsparpotenzial entstehen.
  • Die Nutzung der Kreditkarte mit Chip zur sicheren Abwicklung weiterer Transaktionen über das Internet zwischen Karteninhaber und kartenausgebender Bank (z.B. Homebanking) und der Verzicht auf die Erstellung und den Versand gesonderter Authentifikationsmedien (z.B. TAN-Listen für das PIN/TAN-Verfahren) kann zu weiteren Einsparungen führen.
  • Die SECCOS Chipkartenplattform macht es darüber hinaus möglich, die EMV-Chipkarte auch mit einer Signatur-Anwendung auszustatten. In Verbindung mit einer Signatur-Anwendung ergeben sich zusätzliche Möglichkeiten zur Absicherung vollständiger elektronischer Geschäftsprozesse, wie z.B. der gesicherte Zugriff auf personalisierte Websites, die gesicherte Übermittlung von Informationen oder die gesicherte Archivierung geschäftsrelevanter Informationen.

Online-Kartenadministration

Es ist vorteilhaft, wenn Daten der Chipkarte auch nach der Kartenausgabe noch verändert werden können. Der EMV-Standard schafft mit dem so genannten Script Processing die Möglichkeit, Daten der Chipkarte auch im Rahmen der Online-Authorisierung von Zahlungen zu modifizieren. Dies kann z.B. genutzt werden, um die Risikoparameter der Karte (z.B. die maximale von Offline-Transaktionen, bevor die Karte die nächste Online-Transaktion fordert) oder den PIN-Fehlbedienungszähler zu verändern. Dies eröffnet zusätzliche Möglichkeiten zur Risikosteuerung und vereinfacht Administrationsprozesse für Karteninhaber und Kartenemittenten.

Zusatzanwendungen, wie z.B. Bonuspunkte/Couponing

Bonusprogramme werden auch in Deutschland immer erfolgreicher. Für Banken und Sparkassen können Bonusprogramme nicht nur zu einer verstärkten Kundenbindung, sondern auch zum häufigeren Karteneinsatz und dadurch zu einem erhöhten Ertrag pro Karte führen. Erstmals erlaubt der Chip auf der Karte die direkte Speicherung von elektronischen Coupons. Mit der Marktplatzanwendung bietet die SECCOS Chipkarte hierfür eine flexibel und effizient nutzbare Grundlage. Elektronische Coupons ermöglichen ein individualisiertes One-to-One-Marketing und substituieren gleichzeitig den organisatorischen Aufwand von Rabattmarkensystemen.

Die SECCOS EMV-Chip auf der MasterCard eröffnet eine Vielzahl von Perspektiven und produktpolitischen Möglichkeiten für die Zukunft. Dies ermöglicht für die kartenausgebenden Institute eine deutlichere Differenzierung gegenüber anderen Anbietern und eine stärkere Kundenbindung.

Die Vorteile auf einen Blick:

  • Reduktion der Risikokosten pro Karte
  • Verbesserung der Systemsicherheit
  • Ertragreicheres Kartengeschäft
  • Zusätzliche Möglichkeiten zur Erhöhung von Kartenabsatz und -einsatz (Karteninhaber erhält interessante Mehrwerte, die die Nutzung der Karte erhöhen können)
  • Marketingvorteile (z.B. innovatives Image)
  • Möglichkeiten zur Verringerung von Prozesskosten
  • Möglichkeiten zur Erhöhung der Kundenbindung
  • Möglichkeiten zur Reduktion der Verarbeitungskosten durch Erhöhung der Anzahl sicherer Offline-Transaktionen
  • Die Nutzung von Chipkarten im Zusammenhang mit Zusatzanwendungen, wie z.B. Bonusprogrammen/Couponing, eröffnet zusätzliche Einsatzmöglichkeiten für die Karte

Die herausragende Bedeutung der Chipkarten-Thematik soll als Anlass genommen werden, um im Rahmen eine Specials diesbezügliches fundiertes Hintergrundwissen zu vermitteln.

Dr. Lars Fischer